Mittwoch, 16. Juli 2008

Kettenbrücke - Lánchíd (2)



Bei der Grundsteinlegung 1842 schrieb Kossuth Lajos(http://de.wikipedia.org/wiki/Lajos_Kossuth)
in seiner Zeitung, dass der erste Stein der Gleichheit der Bürger damit gelegt wurde. – Wie soll man das verstehen?

Es ist einfach. Vor der Kettenbrücke, dieser ersten ständigen Brücke zwischen Buda und Pest, sorgte schon seit 1776 eine sog. Pontonbrücke (bis auf die Wintermonate) für den Kontakt, und hier wurde Maut bezahlt, aber nur vom „gemeinenen” Volk, nicht jedoch von Adligen, Geistlichen und Stadtbürgern. Auf die Frage eines durchreisenden Franzosen hin „Woher die Zöllner wissen, wer bezahlen soll und wer nicht?” wurde – der Anekdote nach – folgende Antwort gegeben:

„Bei dem man sieht, dass er viel Geld hat, der bezahlt nicht, bei dem man aber sieht, dass er keines hat, der bezahlt.”

Der Initiator und Hauptförderer dieses Projektes, István Széchenyi, ging von Anfang an davon aus, dass die Brücke nur gebaut werden kann, wenn später alle Benutzer ohne Ausnahme die Maut zu entrichten haben. Und so geschah es denn auch (bis 1918), nachdem diese Brücke Ende 1849 übergeben worden war. So wurde damit der erste Stein der bürgerlichen Gleichheit gelegt.

Freitag, 11. Juli 2008

Kettenbrücke (1)



Die Kettenbrücke (Lánchíd)

Wenn der junge Husarenhauptmann Graf Széchenyi im Winter 1820 nicht eine Woche hätte warten müssen, um ans andere Ufer der Donau zu gelangen (auf dem Weg zur Beerdigung seines Vaters), hätte 29 Jahre später die erste ständige Brücke zwischen Buda und Pest nicht dem Verkehr übergeben werden können.

Dies und das geschah noch während dieser Zeit, z.B. die Revolution 1848-49, und besagter Graf war sogar Minister für Verkehrswesen und Öffentliche Arbeit in der ersten von den Habsburgern unabhängig freien ungarischen Regierung (Apr.-Sept. 1848); die Anstrengungen und die Angst um das Wohl des Volkes vergingen jedoch nicht ohne Spuren über ihn, sodass er, der größte Ungar (wie ihn sein stärkster Kontrahent Kossuth Lajos nannte) in die noble Irrenanstalt in Döbling bei Wien gebracht werden musste. Er sollte also eines seiner imposantesten Werke nicht mehr im Fertigzustand erleben. Die Kettenbrücke (in wikipedia die Geschichte schön nachzulesen: http://de.wikipedia.org/ ) gehört zu den am meisten fotografierten Sehenswürdigkeiten Budapests und wir genießen jeden Tag die Staus an beiden Enden der Brücke – auch darauf natürlich. Aber dafür kann der Graf nun wirklich ganz und gar nichts!

Dienstag, 24. Juni 2008

Prinz Eugen (1)


Hoch zu Ross dieser große kleine Feldherr, einer der namhaftesten und berühmtesten Helden, die gegen die Türken erfolgreich aufgetreten sind und deren Verdienst es war, dass Ungarn nach 150 Jahren wieder der christlichen Welt angehören durfte.

Das Reiterstandbild von Prinz Eugen von Savoyen kann vor der ungarischen Nationalgalerie (im ehemaligen Königspalast) betrachtet werden.

Wenn man davon ausgeht, dass die sog. Rückeroberung Budas von den Türken in erster Linie Prinz Eugen zu verdanken ist, irrt man sich riesig. Er nahm zwar an der Belagerung der Stadt und der entscheidenden Schlacht am 2. September 1686 teil, aber der Oberbefehlshaber der vereinten christlichen Truppen war Karl von Lothringen. Über die Einzelheiten des Kampfes um Buda (auf Deutsch: Ofen) kann u.a. hier (wikipedia) gelesen werden.

Was sucht hier also Prinz Eugen (Lebenslauf in wikipedia), wenn er nicht die Hauptfigur bei der Rückeroberung Budas war? – Na ja, dabei nicht, aber umso mehr elf Jahre später in den wichtigen Schlachten bei Zenta und Sarajevo – und dadurch erst wurde Ungarn mit dem Frieden von Karlowitz (1699) frei (für den Einfluss der Habsburger).

Die erwähnte Stadt Zenta (in der Vojvodina, damals Ungarn gehörend) wollte 1897 das 200-jährige Jubiläum der siegreichen Schlacht gebührend feiern: Es wurde eine Delegation zum Bildhauer Róna József nach Budapest entsandt, um das Werk bei dem Künstler zu bestellen. Es kam zwar zum Kontrakt, und auch das herrliche Reiterstandbild wurde fertig, aber Zenta konnte die ausgehandelte riesige Summe von 138 tausend Forint trotz vaterländischer Euphorie nicht bezahlen. Dem Kaiser Franz Joseph jedoch gefiel das Kunstwerk so sehr, dass er die Quittung beglich und den unsterblichen Feldherrn der Habsburger vor den Königspalast stellen ließ, indem er gesagt haben soll: „Ich kaufe das Reiterstandbild – aber für mich. Die Zentaner müssen zusehen, weil sie geizig sind.”

Samstag, 12. April 2008

Gulácsy Lajos in KOGART (März-Juli 2008)


Der Garten des Zauberers

In dieser großangelegten Ausstellung lernt man den unter Kunstliebhabern wohl bekannten (aber ansonsten wenig anerkannten) ungarischen Maler Gulácsy kennen.

Man kannte zwar den Künstler sehr wohl, wie es auch eine Ausstellung von 2004 bezeugt:
http://fesztivalvaros.hu/btf2004/?l=de&s=lajos&t=k
aber dieses Mal kommt es zu einer Ausstellung von seinen gesammelten Werken (nicht im „Ernst Museum”, sondern im wunderbar restaurierten Gebäude unter der Nr. 112 in der Prachtstraße Andrássy út, genannt „KOGART”.
(Art braucht nicht weiter erklärt zu werden, KO sind die ersten zwei Buchstaben des Kunstmäzens und Geschäftsmannes Kovács, G ist der erste Buchstabe seines Vornamens: Gábor. – Alles Weitere über das Haus: http://www.kogart.hu/ )

Jetzt ist die Rede von dieser Ausstellung, wegen der man auf jeden Fall nach Ungarn pilgern soll, wer sich für die Kunst der Sezessionszeit interessiert. Auf drei Etagen in diesem wunderschönen Gebäude kann richtige Kunst erlebt werden, Kunst, die wenig mit der Wirklichkeit, vielmehr mit dem inneren Leben dieses Künstlers zu tun hat.

Was man ansonsten als Poster im Internet bestellen kann (ohne dieser Seite Reklame machen zu wollen, wirklich nur als Beispiel, auf das man beim Stöbern im Internet stößt:
http://www.kunstkopie.de/a/gulacsy-lajos.html), das kann man persönlich in der Begegnung mit Leben und Schaffen des Malers bestaunen, man kann sich durch diese Gemälde verzaubern lassen.

Sonntag, 23. März 2008

Vígszínház - 1 (Lustspieltheater)


Das ist wirklich ein Theater. Natürlich kein beliebiges, sondern das Vígszínház ("Lustspieltheater"), das vierte in Budapest, das fast schon selbstverständlich im geschichtsträchtigen Jahr 1896 fertig geworden war. (Es ist das Jahr, in dem das tausendjährige Bestehen von Ungarn großangelegt gefeiert wurde, das sog. Millenniumsjahr, in dem eine Reihe von wichtigen Bauwerken in Budapest entstand oder hätte entstehen sollen, oder es wurde ihre Verwirklichung beschlossen, z.B. die Kunsthalle – Műcsarnok kam auch zustande; die Kuppelspitzen des Parlaments und der Basilika ((der St.-Stephans Kirche = Szent István Templom)) befinden sich in einer Höhe von 96 Metern, in diesem Jahr wurde im halbfertigen Parlamentsgebäude eine Festsitzung gehalten – um wirklich nur ein paar Beispiele zu geben, sonst könnte man sich in belanglosen Kleinigkeiten verlieren.)

Zu den Wiener Bauherren (Fellner und Helmer - Letzterer soll ein Preuße gewesen sein) und der Geschichte kann man im Internet viele Informationen holen ...

Das gediegene Theater liegt am Nagykörút (am Großen Ring), und hier wurden Anfang des 20. Jahrhunderts u.a. Stücke von Molnár Ferenc (Franz Molnár) uraufgeführt. Spricht man von Ungarn und Kultur, muss wohl an fast erster Stelle der Name von Molnár genannt werden, er soll nämlich der berühmteste Mensch aus diesem kleinen Lande sein – jedenfalls im Bereich der „Theaterkultur“ (natürlich werden Komponisten wie Bartók Béla und Liszt Ferenc oder der herausragende Fußballspieler der sog. „Goldenen Mannschaft“ Puskás Ferenc noch berühmter sein, denn Musik und Sport sind ein ziemlich wichtiges Terrain unserer Freizeitgesellschaft, aber ich würde auch das Theater nicht verachten.

Wirklich nur am Rande gebe ich das Ergebnis einer klein angelegten Recherche (im Internet) zum Thema berühmte Ungarn zum Besten. Die Liste sieht heute so aus:

„Bartók Béla” 1 840 000
„Béla Bartók” 1 010 000

„Liszt Ferenc” 824 000
„Franz Liszt” 1 800 000

„Kertész Imre” 395 000
„Imre Kertész” 398 000

„Munkácsy Mihály” 568 000
„Mihály Munkácsy” 10 600

„Molnár Ferenc” 306 000 (Mit diesem Namen existieren viele Ungarn. Das leuchtet ein, wenn man bedenkt, dass molnár Müller bedeutet.)
„Ferenc Molnár” 150 000”
„Franz Molnár” 9 010

„Kálmán Imre” 277 000
„Emmerich Kalman” 107 000

„Puskás Ferenc” 142 000
„Ferenc Puskás” 250 000
„Puskás Öcsi” 38 900

„Rubik Ernő” 115 000
„Ernő Rubik” 47 500

„Zichy Mihály” 103 000
„Mihály Zichy” 8 630

„Lehar Ferenc” 36 400
„Franz Lehar” 422 000
(Die Angaben - wie immer - ohne Gewähr / ohne Gewehr sic!)

Die Lehre? – könnte man wohl fragen. Ja, man könnte.

Donnerstag, 31. Januar 2008

Semmelweis Museum für Medizingeschichte (Semmelweis Orvostörténeti Múzeum)



(Zu einwandfreiem Funktionieren der Links ist "Internet Explorer" erwünscht.)

Dieser Spaziergang führt uns an die Südseite des Burghügels (es wäre vermessen, von einem Berg zu reden, im Falle einer Erhöhung von 168 m über dem Meeresspiegel), am Aranyszarvas Étterem (Restaurant zum Goldenen Hirsch) vorbei in ein wunderschön restauriertes Gebäude, erbaut nach dem großen Brand in diesem Stadtteil, genannt Tabán, 1810, und zwar im Zopf-Stil. Hier wurde der später unter diesem Namen bekannt gewordene „Retter der Mütter”: Ignác Semmelweis geboren. http://de.wikipedia.org/wiki/Ignaz_Semmelweis


Es ist kein "normales" Museum: Der Besucher muss an der Tür klingeln, um hineingelassen zu werden. Das schon weist irgendwie auf das Handwerkliche, Traditionelle hin, was auch dadurch betont wird, dass der Eintritt frei ist; es wird sogar eine kleine Führung von einem alten Herrn angeboten, der in deutscher oder englischer Sprache den geneigten Gast durch die Räume der Medizingeschichte begleitet und ihm die Einzelheiten erklärt…


Alles Wichtige kann man wohl in Sachen Semmelweis in Museum und Broschüre verfolgen, vor allem die Tragik der Entdeckung des vom Arzt selbst verursachten Krankheitserregers des Kindbettfiebers wird wohl einen im Bann halten… Eine kleine Information sozusagen am Rande: Semmelweiß starb genauso in Döbling (vielleicht auch in ein und derselben Nervenanstalt), wo 5 Jahre früher „Der größte Ungar”: István Széchenyi (http://de.wikipedia.org/wiki/István_Széchenyi) oder
http://www.wienerzeitung.at/Desktopdefault.aspx?TabID=3946&Alias=wzo&lexikon=Geschichte&letter=G&cob=5377 ) sich das Leben genommen hatte.


Nicht weit von diesem Museum kann eine kleine Statue von József Antall gesehen werden, der als Historiker und Direktor dieses Institutes nicht unbedingt in die Geschichtsbücher Eingang gefunden hätte, obwohl er als Wissenschaftler sich durchaus einen Namen gemacht hatte. (Die Texte über Geburtshaus und Lebenslauf von Semmelweiß in der handlichen Broschüre zum ganzen Museum stammen von ihm.)


Was viel wichtiger in den Augen der Nachwelt zu sein scheint ist die Tatsache, dass er der erste Ministerpräsident Ungarns geworden ist, der nach der Wende (dem Systemwechsel vom Sozialismus zur freien Demokratie), nach den ersten freien Wahlen das Land 3 Jahre lang regierte. (http://de.wikipedia.org/wiki/József_Antall)

Man kann hier in der winzigen Anlage, auf einer Bank Platz nehmen und über das Schicksal der Menschen im Allgemeinen und auch im Konkreten nachdenken. Eins steht fest: Nach der politischen Wende in den sog. Ostblockländern haben einige wichtige Persönlichkeiten ihren gelernten Beruf verlassen, um eine neue, vielleicht gerechtere Gesellschaft zu formen oder jedenfalls dabei mitzuhelfen… (Wie z.B. Vaclav Havel in der Tschechischen Republik.)


Aber das führt nun wirklich zu weit, und ich möchte mich an dieser Stelle in erster Linie weniger bekannten Sehenswürdigkeiten in Budapest widmen.


11. Oktober 2007